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Behandlung der

Neurodermitis

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Die Hautärztin bzw. der Hautarzt haben die Therapie festgelegt und Medikamente verordnet. Nun liegt das Therapiemanagement weitestgehend in Ihrer Hand. Es ist Ihre Aufgabe, Ihrem Kind regelmäßig seine Medikamente zu verabreichen. Ganz gleich, welche Therapie erforderlich ist – die Behandlungsmaßnahmen werden nicht immer auf Begeisterung stoßen. Dann sind Geduld und Nervenstärke gefragt. Wenn Ihr Kind an einer ausgeprägten, schweren Neurodermitis leidet und ein sogenanntes Biologikum bekommt, hilft es, wenn Sie sich gemeinsam auf diese Therapie vorbereiten. Biologika, die zur Behandlung von Neurodermitis eingesetzt werden, wirken ganz gezielt gegen die Entzündungsvorgänge in der Haut. Aufgrund ihrer Struktur können die Wirkstoffe nicht von der Schleimhaut des Magen-Darm-Traktes aufgenommen werden. Daher spritzt man sie unter die Haut.

Schon allein der Gedanke an eine Spritze macht viele nervös. Nicht nur Ihr Kind hat möglicherweise Angst vor dieser Therapie. Vielleicht kostet es auch Sie zunächst Überwindung, Ihrem Kind ein Medikament zu spritzen. Doch keine Sorge: Ein kleiner Piks genügt. Das Medikament wird im Bereich der Bauchdecke oder des Oberschenkels unter die Haut gespritzt. Wie das am einfachsten geht, wird man Ihnen in der Hautarztpraxis ganz genau erklären. Fehler bei der Dosierung müssen Sie nicht fürchten, da Sie gebrauchsfertige Arzneimittel mit festgelegter Dosierung anwenden. Die passende Dosis legt die Hautärztin bzw. der Hautarzt bereits bei der Verordnung fest. Sie hängt vor allem vom Körpergewicht Ihres Kindes ab. Danach richtet sich auch, wie oft Sie das Medikament verabreichen müssen. Üblicherweise erfolgt dies in einem Rhythmus von 2 oder 4 Wochen.

Sollte es Ihnen nicht möglich sein, die Therapie bei Ihrem Kind selbst durchzuführen, können Sie selbstverständlich dafür auch regelmäßig in die Hautarztpraxis gehen.

Wenden Sie Strategien gegen die Angst vor dem Piks an!

  • Zuerst einmal ist es wichtig, dass Ihr Kind möglichst gut versteht, warum es das Medikament bekommt. Da Kinder manchmal den Erklärungen der Eltern weniger zugänglich sind, bitten Sie dabei die Ärztin oder den Arzt um Unterstützung.
  • Das Medikament kann mit einer Fertigspritze oder einem Pen verabreicht werden. Die Nutzung eines Pens hängt vom Alter Ihres Kindes ab. Geben Sie Ihrem Kind die Möglichkeit, Fertigspritze oder Pen selbst in die Hand zu nehmen und sich das Gerät in aller Ruhe anzusehen.
  • Wenn man Ihnen die Anwendung der Therapie zeigt, sollte Ihr Kind die Möglichkeit haben, genau zuzusehen und Fragen zu stellen.
  • Versuchen Sie, es spielerisch anzugehen. Geben Sie Ihrem Kind z. B. eine Spielzeugspritze, damit es sein Lieblingsstofftier behandeln kann.

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  • Wichtig ist, dass Sie sich für das Verabreichen des Medikaments Zeit nehmen. Sie sollten selbst möglichst ruhig und gelassen sein, damit Sie sich ganz auf Ihr Kind einstellen können. An manchen Tagen werden Sie möglicherweise mehr Geduld aufbringen müssen als sonst.
  • Das Medikament muss entsprechend der ärztlichen Verordnung alle 2 oder alle 4 Wochen verabreicht werden. Machen Sie an diesem „Tag des kleinen Pikses“ etwas Besonderes. Belohnen Sie Ihr Kind dafür, dass es so tapfer war.
  • Ältere Kinder können sich das Medikament mit dem Pen häufig selbst geben. Ermuntern Sie es dazu. Es ist ein großer Erfolg, wenn Ihr Kind nach und nach lernt, die Erkrankung selbst zu managen.

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Schon allein die regelmäßige Hautpflege und die therapeutischen Maßnahmen führen dazu, dass die Erkrankung Ihres Kindes viel Raum im Familienalltag einnimmt. Zudem gibt es sicherlich Phasen, in denen die Neurodermitis Ihr Kind so sehr belastet, dass es wütend oder traurig ist. Sehr wahrscheinlich werden auch Ihre Nerven das ein oder andere Mal überstrapaziert. All dies kann sich leicht auf die Stimmung der gesamten Familie niederschlagen. Je besser alle auf solche Situationen vorbereitet sind, desto einfacher ist es, damit umzugehen – und manchen Problemen können Sie von vornherein aus dem Weg gehen.

Situationen gemeinsam meistern

Eltern von chronisch kranken Kindern neigen oft dazu, besonders fürsorglich zu sein. Sie wollen ihr Kind vor allen zusätzlichen Widrigkeiten schützen. Doch jedes Kind, ob gesund oder chronisch krank, braucht mit zunehmendem Alter mehr und mehr Freiräume. Unterstützen Sie Ihr Kind dabei, selbstständig zu werden, und stärken Sie seine Eigenverantwortung – und das nicht nur beim Umgang mit seiner Krankheit. Sollte es Geschwisterkinder geben, dürfen auch diese nicht zu kurz kommen. Es ist eine Gratwanderung: Neurodermitis ist ein wichtiges Thema in Ihrer Familie, sollte aber nicht das alles bestimmende sein.

Stärken Sie das Selbstvertrauen und geben Sie Rückhalt!

  • Geben Sie Ihrem Kind den größtmöglichen Rückhalt. Fangen Sie mögliche Stimmungsschwankungen, Wut und Ärger über die Erkrankung auf und zeigen Sie dafür Verständnis.
  • Sprechen Sie in der Familie über die Krankheit. Nicht nur das betroffene Kind, sondern auch Geschwisterkinder sollten altersgerecht über Neurodermitis Bescheid wissen.

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  • Es sollte unbedingt Zeiten geben, in denen Neurodermitis in der Familie nicht thematisiert wird, z. B. beim gemeinsamen Spielen und Unternehmungen mit allen Kindern. Achten Sie darauf, dass nicht immer nur das kranke Kind im Mittelpunkt steht.
  • Stärken Sie Selbstbewusstsein und Eigenständigkeit Ihres Kindes. Wenn es alt genug ist, sollten Sie es ermutigen, mit der Krankheit selbstständig umzugehen. So kann es z. B. nach und nach das Hautmanagement selbst übernehmen.
  • Behalten Sie das Umfeld Ihres Kindes im Blick. Wie reagieren Spielfreunde im Kindergarten oder in der Schule? Gibt es verletzende Bemerkungen oder erfährt Ihr Kind Ablehnung aufgrund seiner Erkrankung? Sprechen Sie ggf. mit Erzieher*innen und den Eltern der Freundinnen und Freunde.
  • Denken Sie auch an sich. Geben Sie zwischendurch Verantwortung ab. Umso entspannter können sie sich anschließend wieder den Herausforderungen des Alltags mit Neurodermitis widmen.

Krankheitsschüben vorbeugen

Neurodermitis verläuft bei jedem anders. Oftmals lassen sich Krankheitsschübe nicht vorhersagen. Wenn z. B. nach einer längeren erscheinungsfreien Phase ganz plötzlich heftige Ekzeme auftreten, wird sich nicht immer die Ursache dafür finden lassen. Doch es gibt einige Provokationsfaktoren, die bei vielen Patient*innen die Neurodermitis verschlechtern oder Schübe auslösen.

Meiden Sie Provokationsfaktoren!

  • Lassen Sie von einer Ärztin oder einem Arzt abklären, ob Ihr Kind eine Allergie hat. Versuchen Sie in diesem Fall, die Allergene zu meiden. Bei Kindern in den ersten Lebensjahren können Nahrungsmittel Auslöser eines Schubes sein. Wichtig ist jedoch, dass Sie nicht allein auf Verdacht Ihrem Kind eine Diät verordnen. Nur wenn eine Allergie bzw. Unverträglichkeit auf bestimmte Nahrungsmittel diagnostiziert wurde, sollten diese weggelassen werden. Bei schweren Formen von Nahrungsmittelunverträglichkeiten empfiehlt sich eine Ernährungsberatung.
  • Beugen Sie Hautreizungen vor. Beachten Sie die Pflegeempfehlungen im Kapitel Hautmanagement. Ganz wichtig ist außerdem, dass die Haut immer gut vor der Sonne geschützt ist.
  • Bei der Kleidung sind leichte, atmungsaktive Stoffe, z. B. Baumwolle, Seide, Leinen, angenehm. Trennen Sie Etiketten, die kratzen könnten, heraus.
  • Sorgen Sie zum Wohle aller für gutes Raumklima, das frei von Zigarettenrauch und sonstigen Luftschadstoffen ist, die z. B. aus neuen Möbeln oder Baumaterialien ausdünsten können. Lüften Sie regelmäßig. Das hilft auch gegen trockene Heizungsluft.
  • Wenn Sie den Verdacht haben, dass es zu einer zusätzlichen Infektion der Haut durch Bakterien, Viren oder Pilze gekommen ist, dann sprechen Sie umgehend die Ärztin oder den Arzt darauf an. Möglicherweise sind weitere Behandlungsmaßnahmen notwendig.

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  • Helfen Sie Ihrem Kind, Stress abzubauen. Machen Sie z. B. gemeinsam autogenes Training oder Yoga, hören Sie entspannende Musik. Motivieren Sie Ihr Kind dazu, Sport zu treiben, auch das hilft gegen Anspannung.
  • Wichtig ist, dass Ihr Kind ausreichend Schlaf bekommt. Wer gut ausgeruht ist, ist weniger stressanfällig. Einschlafrituale wie z. B. das Vorlesen von Gute-Nacht-Geschichten helfen Kindern dabei, zur Ruhe zu kommen.

Juckreiz

Für viele Kinder ist die heftig juckende Haut eines der quälendsten Symptome der Neurodermitis. Der Juckreiz ist oftmals so unerträglich, dass er regelrechte Kratzattacken auslöst. Anhaltende Linderung verschafft das Kratzen oder Scheuern der Haut jedoch nicht. Im Gegenteil. Das Kratzen verletzt die Haut und fördert die Entzündung. Zudem sind die aufgekratzten Hautstellen ideale Eintrittspforten für Krankheitserreger, so dass die Gefahr zusätzlicher Hautinfektionen steigt. Doch selbst wenn Sie Ihrem Kind verständlich machen, dass es nicht kratzen darf, wird es den Impuls nicht immer unterdrücken können. Helfen Sie Ihrem Kind durch vorbeugende Maßnahmen und entwickeln Sie gemeinsam Strategien, um Kratzattacken abzumildern.

Nutzen Sie Strategien zur Linderung von Juckreiz!

  • Die beste Vorbeugemaßnahme gegen Hautjucken ist das regelmäßige Eincremen der Haut. Trockene Haut juckt besonders schnell.
  • Kratzende und zu warme Kleidung fördert den Juckreiz. Besser sind luftige, weiche Materialien und Zwiebellook.
  • Bei akutem Jucken hilft es, die Haut zu kühlen. Legen Sie einen kalten Waschlappen auf die Haut oder tragen Sie gekühlte Creme auf.
  • Achten Sie darauf, dass die Fingernägel kurz gehalten sind. Das senkt das Verletzungsrisiko.

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  • In Phasen mit starkem Juckreiz hilft Ablenkung mit Spielen, bei denen die Hände beschäftigt sind. Das können z. B. Puzzle oder Bastelarbeiten sein.
  • Besser als Kratzen ist es, die Haut zu streicheln oder zu drücken.
  • Überlegen Sie sich gemeinsam Kratzalternativen. Wie wäre es z. B. mit einem kleinen Spielzeug, das Platz in der Hosentasche findet und immer, wenn die Haut besonders stark juckt, gestreichelt wird? Oder bespannen Sie ein Stück Holz mit Fensterleder und basteln so ein Kratzklötzchen, das anstelle der Haut gekratzt werden kann.
  • Um zu verhindern, dass sich Ihr Kind im Schlaf die Haut aufkratzt, können Sie ihm dünne Baumwollhandschuhe überziehen. Auch ein spezieller Neurodermitisschlafanzug mit Handlingen kann eine gute Lösung sein. Tipp: Fragen Sie bei Ihrer Krankenkasse nach, ob ggf. die Kosten für den Neurodermitisanzug (Hilfsmittel) erstattet werden.
  • Entspannungsübungen wie autogenes Training, Musik oder Geschichtenhören helfen nicht nur beim Stressabbau, sondern auch gegen Juckreiz.

Kindergarten und Schule

Im Kindergarten und in der Schule werden wichtige Weichen für die Entwicklung von Kindern gestellt. Sie werden nun Schritt für Schritt selbstständiger. Ihr Kind wird lernen müssen, mit der Erkrankung selbst zurechtzukommen. Dabei braucht es Unterstützung und Ihr Verständnis, falls es einmal nicht so gut klappt. In akuten Krankheitsphasen, wenn der Juckreiz besonders heftig ist, Ihr Kind schlecht geschlafen hat oder sich für alle deutlich sichtbare Ekzeme zeigen, steht Ihr Kind vor besonderen Herausforderungen. Zum einen kann die Konzentrationsfähigkeit leiden und Ihr Kind schneller reizbar sein, zum anderen können ihm sein Aussehen und die Angst vor Ablehnung und Hänseleien zu schaffen machen.

Bringen Sie Normalität in den Alltag Ihres Kindes!

  • Kinder wollen Normalität und keine Sonderrolle. Vermeiden Sie übertriebene Fürsorge. Viele chronisch kranke Kinder tun sich sehr viel schwerer damit, Selbstbewusstsein aufzubauen, da sie ständig mit Defiziten und ihrem Anderssein konfrontiert werden. Eltern wie Erzieher*innen und Lehrer*innen sind gefragt, die Kinder zu unterstützen und ihre Selbstständigkeit zu fördern.
  • Im Schulalter sind viele Kinder bereits kleine Experten, wenn es um ihre Erkrankung geht. Machen Sie einen Gesprächstermin mit Lehrerin oder Lehrer und lassen Sie dort Ihr Kind erklären, was es mit der Erkrankung auf sich hat und welche Unterstützung es sich wünscht.

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  • Es kann durchaus hilfreich sein, wenn auch Mitschülerinnen und Mitschüler über die Krankheit Bescheid wissen. Dies sollten Sie gemeinsam mit Ihrem Kind überlegen.
  • Häufig sitzen in einer Klasse mehrere Kinder mit einer chronischen Erkrankung. Beraten Sie ggf. mit den Lehrer*innen, ob dies in einer Unterrichtsreihe angesprochen werden könnte, z. B. in Verbindung mit den Themen „Anders sein“ und „Gegenseitige Rücksichtnahme“.
  • Wenn möglich und falls Ihr Kind nicht durch einen akuten Krankheitsschub belastet ist, sollte es am Sport- und Schwimmunterricht teilnehmen. Das stärkt sein Körpergefühl und Selbstbewusstsein.
  • Ist Ihr Kind durch die Erkrankung stark in seiner Leistungsfähigkeit eingeschränkt, dann informieren Sie sich über einen möglichen Nachteilsausgleich. Der Nachteilsausgleich für chronisch kranke Kinder ist im Schulgesetz verankert. Informationen dazu finden Sie z. B. unter: www.kindernetzwerk.de/downloads/aktiv/2019/2018_Nachteilsausgleich.pdf

Weitere Unterstützung

Machen Sie sich ruhig immer wieder bewusst: Das Leben mit einer chronischen Erkrankung wie Neurodermitis ist eine Herausforderung. Es wird einfacher, wenn Sie und Ihr Kind sich helfen lassen. Ganz gleich, ob Sie medizinische Fragen haben oder Beratung im psychosozialen Bereich brauchen – nehmen Sie professionelle Unterstützung in Anspruch!

Nutzen Sie weitere Angebote zur Unterstützung!

  • Empfehlenswert ist die Teilnahme an einer Neurodermitisschulung für Eltern und Kinder. Die Arbeitsgemeinschaft Neurodermitisschulungen e. V. (AGNES) hat dazu einheitliche Konzepte entwickelt. Die Kosten für die Teilnahme an diesen Schulungen werden im Regelfall auf Antrag von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Weitere Informationen sowie Ansprechpartner finden Sie unter: www.neurodermitisschulungen.de
  • Der Kontakt zu anderen Betroffenen, der Austausch von Informationen und Erfahrungen kann eine große Hilfe sein. Selbsthilfegruppen zu Neurodermitis sind u. a.:
  • Bei stark ausgeprägten Symptomen und schweren Krankheitsschüben hilft Ihrem Kind möglicherweise ein mehrwöchiger Aufenthalt in einer spezialisierten Rehaklinik. Sprechen Sie Ihre Ärztin bzw. den Arzt auf die Möglichkeit einer solchen stationären Rehamaßnahme an. Informationen dazu finden Sie u. a. unter: www.kinder-und-jugendreha-im-netz.de

„Ihr Kind leidet an Neurodermitis.“ Wenn Sie gerade mit dieser Diagnose konfrontiert wurden, haben Sie sicherlich eine Menge Fragen. Neben medizinischen Fragen zum Hintergrund der Erkrankung und den Therapiemöglichkeiten sind dies wahrscheinlich auch etwas bange und sorgenvolle Fragen, was Neurodermitis für den Alltag Ihres Kindes und seine Entwicklung bedeuten könnte. Stellen Sie diese Fragen. Sprechen Sie mit Ihrer Hautärztin oder Ihrem Hautarzt und informieren Sie sich.

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Auf keinen Fall sollten Sie sich davon entmutigen lassen, wenn Sie erfahren, dass Neurodermitis eine chronische, bislang nicht heilbare Erkrankung ist. Chronisch bedeutet in diesem Fall, dass Neurodermitis in Schüben verläuft. Phasen mit heftigen Krankheitszeichen, dazu gehören bei Kindern vor allem entzündliche und meist stark juckende Ekzeme, wechseln sich mit nahezu erscheinungsfreien Phasen ab. Die Haut heilt jedoch niemals gänzlich aus. Sie bleibt empfindlich, so dass ganz unterschiedliche Faktoren einen Schub auslösen können. Ganz entscheidend ist, dass das und viele andere Aspekte wie beispielsweise Triggerfaktoren herausgearbeitet werden und Ihr Kind somit die passende Therapie erhält. Dafür sind im Wesentlichen Hautärzt*innen und Kinderärzt*innen zuständig. Darüber hinaus können auch Sie als Eltern tatkräftig mithelfen.

Dafür haben wir für Sie in verschiedenen Themenblöcken Empfehlungen und praktische Tipps zusammengestellt. Neben Hinweisen zum Therapiemanagement sowie zum Schutz und zur Pflege der kranken Haut sind dies konkrete Hilfestellungen, die den Alltag mit Neurodermitis erleichtern. Gleichzeitig möchten wir Ihnen und Ihrer Familie Mut machen: Sie können die Krankheit gemeinsam in den Griff bekommen!

Arbeiten Sie mit der Hautärztin bzw. dem Hautarzt zusammen!

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  • Die Behandlung der Neurodermitis ist Sache von Hautärzt*innen. Sie sind die Expert*innen auf dem Gebiet der Hauterkrankungen und kennen sich nicht nur mit den Standardtherapien der Neurodermitis, sondern auch mit innovativen Therapieansätzen am besten aus.
  • Die Hautärztin bzw. der Hautarzt wird Sie und Ihr Kind über einen langen Zeitraum begleiten. Es trägt ganz maßgeblich zum Erfolg der Therapie bei, wenn Sie und Ihr Kind sich bei der behandelnden Ärztin oder dem Arzt gut aufgehoben fühlen und Sie und Ihr Kind die Möglichkeit haben, Fragen zu stellen. Es ist wichtig, dass sich ein vertrauensvolles Verhältnis aufbauen kann. Sollte dies nicht der Fall sein, sprechen Sie dies an und scheuen Sie sich nicht, ggf. zu einer anderen Hautarztpraxis zu wechseln.
  • Wann immer Sie Fragen zum Krankheitsverlauf haben, Sie z. B. Hautveränderungen nicht einordnen können oder der Verdacht auf eine Nahrungsmittelunverträglichkeit entsteht, wenden Sie sich an Ihre Hautärztin bzw. Ihren Hautarzt. Gleiches gilt, wenn Ihnen einzelne Therapieschritte unklar sind.
  • Nehmen Sie unbedingt die Termine zur Therapiekontrolle wahr. Die Ärztin oder der Arzt beurteilt regelmäßig den Verlauf der Neurodermitis und passt ggf. die Therapie an.

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Bei Neurodermitis ist die Barrierefunktion gestört. Daher ist die Haut Ihres Kindes besonders empfindlich und neigt zur Trockenheit. Durch regelmäßige Hautpflege kann die Hautbarriere so weit stabilisiert werden, dass sich der Hautzustand bessert. Auch in Phasen, in denen es der Haut anscheinend gut geht, muss die Pflege fortgesetzt werden. Die Haut von Neurodermitispatient*innen bleibt dauerhaft empfindlich, und das bedeutet, dass äußere Reizfaktoren jederzeit Auslöser neuer Ekzemschübe sein können.

Sorgen Sie dafür, dass Hautpflege zur Selbstverständlichkeit wird!

  • Die Hautpflege ist die Grundlage jeder Therapie. Aus gutem Grund wird sie daher auch als Basistherapie bezeichnet. Cremen Sie die gesamte Haut 1- bis 2-mal täglich – wenn sie sehr trocken ist, auch häufiger – mit rückfettenden Lotionen, Cremes oder Salben ein.
  • Bei der Dosierung sollten Sie nicht zu zaghaft sein. Fragen Sie die Ärztin oder den Arzt nach den erforderlichen Mengen. Hilfreich ist hier die sogenannte Fingerspitzeneinheit. Gemeint ist damit die Länge eines Creme- oder Salbenstreifens, der auf das letzte Fingerglied des Zeigefingers eines Erwachsenen passt. Das entspricht rund 0,5 Gramm.
  • Wichtig ist, dass Sie die Hautpflege auch dann fortführen, wenn keine Ekzeme zu sehen sind. Auf diese Weise können Sie neue Schübe verhindern oder zumindest abmildern.
  • Die Wahl der Pflegeprodukte hängt vom aktuellen Hautzustand Ihres Kindes ab. Für entzündete Haut müssen Sie u. U. ein anderes Produkt wählen als für den Rest der Haut. Harnstoffhaltige Cremes oder Lotionen, die für trockene und juckende Haut sehr gut geeignet sind, verursachen z. B. an entzündeten Hautstellen ein heftiges Brennen. Verwenden Sie auf jeden Fall Produkte, deren Verträglichkeit dermatologisch getestet ist.
  • Die tägliche Hautpflege kostet Zeit. Vermeiden Sie Stress und eine hektische Atmosphäre. Um das morgendliche Eincremen in Ruhe durchführen zu können, stellen Sie lieber den Wecker ein paar Minuten früher. Auch abends sollte das Eincremen nicht hopphopp vor dem Zubettgehen erfolgen.
  • Wärmen Sie Ihre Hände und dann in den Händen die Creme ein wenig vor. Das macht die Eincremezeremonie wesentlich angenehmer.

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  • An manchen Tagen wird sich Ihr Kind gar nicht gerne eincremen lassen, reagiert womöglich sogar wütend oder bockig. Auch aus diesem Grund ist es gut, wenn Sie nicht unter Zeitdruck stehen. Es hilft, wenn Sie versuchen, die Pflegeprozedur zu einer schönen gemeinsamen Routine zu machen. Dann verbindet Ihr Kind mit der Hautpflege etwas Positives. Je nach Alter des Kindes können das ganz spielerische Rituale sein. Malen Sie z. B. mit der Creme Bilder auf den Bauch. Singen Sie gemeinsam – vielleicht dichten Sie dafür sogar einen Eincremesong – oder sorgen Sie für Ablenkung, indem Sie Geschichten erzählen.
  • Je älter Ihr Kind ist, desto stärker sollten Sie es in das Eincremeritual einbinden. So kann es die Hautstellen, an die es drankommt, selbst eincremen. Mitzuhelfen und etwas selbst tun zu können, das macht stolz und stärkt die Eigenverantwortung.
  • Juckreiz ist ein sehr belastendes Symptom der kranken Haut. Die Hautpflege trägt erheblich zur Linderung des Juckreizes bei. Diesen Effekt können Sie noch verstärken, wenn Sie die Pflegeprodukte im Kühlschrank aufbewahren und gekühlt – aber nicht eiskalt – auf die Haut auftragen.

Achten Sie auf eine schonende und sanfte Hautreinigung!

  • Zur Hautpflege gehört auch die Reinigung. Für kranke Haut mit gestörter Barrierefunktion ist das Reinigen, ja schon allein der Kontakt mit Wasser, eine große Belastung. Das Waschen entzieht der Haut Fette und sie verliert weiter an Feuchtigkeit. Daher ist eine besonders sanfte Hautreinigung wichtig.

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  • Das Baden oder Duschen sollte nicht länger als 10 Minuten dauern. Dabei sollte das Wasser nicht zu heiß sein.
  • Verwenden Sie milde, pH-neutrale Waschlotionen. Ölbader sind ebenfalls gut geeignet, da sie einen rückfettenden Effekt haben. Geben Sie z. B. etwas Olivenöl ins Badewasser.
  • Die Haut sollte auf keinen Fall mit einem harten Badeschwamm oder Waschlappen geschrubbt werden. Das würde die Haut zusätzlich reizen.
  • Falls Sie Ihr Kind dazu motivieren können: Kaltes Abduschen oder noch besser kalt-warmes Wechselduschen regen Talg- und Schweißdrüsen an und stärken so die Hautbarriere.
  • Nach dem Baden oder Duschen muss die Haut vorsichtig mit dem Handtuch getrocknet werden. Bitte nicht rubbeln, sondern lieber sanft trockentupfen.
  • Nach jeder Hautreinigung folgt auf jeden Fall das gründliche Eincremen. Am besten geht das, solange die Haut noch leicht feucht ist.

Wann immer Sie Fragen zur Hautpflege haben, sprechen Sie Ihre Hautärztin oder Ihren Hautarzt darauf an. Hautärzt*innen können Ihnen auch genau erklären, welche Pflegeprodukte für welchen Hautzustand zu empfehlen sind, wann also z. B. eher ein hoher, wann besser ein niedrigerer Fettgehalt geeignet ist. Im Rahmen einer Neurodermitisschulung können Sie ebenfalls Ihre Fragen stellen. Dort erhalten Sie außerdem weitere hilfreiche Informationen und Tipps rund um die Hautpflege.

Internationaler Neurodermitis Tag am 14. September 2023

Infoblatt Besser schlafen

Kampagne „Leben mit Neurodermitis – Challenge accepted!“

Heute möchten wir Sie auf eine spannende Initiative unseres Partners Sanofi anlässlich des Internationalen Neurodermitis Tags aufmerksam machen. Mit dem Ziel, Betroffene, Angehörige und die breite Öffentlichkeit über die chronische Hauterkrankung zu informieren und aufzuklären, startet ab 20. August die Kampagne „Leben mit Neurodermitis – Challenge accepted!“ Das Ganze findet auf dem Instagram-Kanal @leben_mit_neurodermitis statt und läuft noch bis zum 14. September – dem Internationalen Neurodermitis Tag.

Der Fokus der Kampagne liegt auf den Herausforderungen, mit denen Menschen mit Neurodermitis im Alltag konfrontiert sind. Insbesondere der quälende Juckreiz kann für die Betroffenen zu erheblichen Einschränkungen in allen Lebensbereichen führen. Die erste Challenge lädt dazu ein, sich für 24 Stunden weniger zu kratzen und die besten Ablenkungsstrategien zu teilen. Bei der zweiten Challenge stehen die individuellen Auslöser von Neurodermitis im Mittelpunkt. Die Community kann ihre Erfahrungen und Erkenntnisse dazu teilen. Die dritte und letzte Challenge widmet sich dem Thema Mut.

Partner der Initiative ist NIK. e.V., das Netzwerk Autoimmunerkrankter. Darüber hinaus wird die Kampagne von den angehenden Fachärzten David (@der.hausarzt1) und Avend (@der.hautarzt2b) begleitet, die als Experten über die Krankheit aufklären und medizinische Inhalte vermitteln. Zum Abschluss gibt es am 14.09. um 19:00 Uhr auf dem Kanal ein Instagram Live, bei dem Ihnen die beiden Experten Rede und Antwort stehen.

Auf dem Instagram-Kanal @leben_mit_neurodermitis können Sie die Kampagne hautnah miterleben und Sich aktiv beteiligen. Seien Sie gespannt!

Aktuelle Pressemeldung

Gestresste Haut durch wechselnde Temperaturen

Mit Neurodermitis durch den Winter

Bonn, 06.12.23 Viele Patienten mit Neurodermitis leiden besonders im Winter an Ekzemen und Juckreiz. Insbesondere die wechselnden Temperaturen drinnen und draußen sind ein Stressfaktor für die ohnehin sehr empfindliche Haut und reizen sie zusätzlich. Durch konsequente Hautpflege gelingt es vielen Betroffenen, gut durch die kalte Jahreszeit zu kommen. Wer die Pflege vernachlässigt, riskiert häufige und langanhaltende Krankheitsschübe mit rissiger, entzündlicher Haut, die anfällig für Infektionen mit Bakterien und Pilzen ist. Kortison-Präparate sollten nur in Absprache mit dem Hautarzt eingesetzt werden.

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